Hagia Sophia Wasserfälle – Ein Tag, der uns alles abverlangte und alles schenkte
- Andri
- 3. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4. Mai

Es gibt Tage, an denen die Seele lacht, auch wenn der Körper schreit.
Unser Ausflug zu den Hagia Sophia Wasserfällen war genau so ein Tag – anstrengend, wunderschön, überraschend, voller Menschlichkeit und wieder einer dieser Momente, in denen wir uns tief verliebt haben – in das Land, die Menschen und das Leben auf der Straße.
Der Tag begann harmlos – Google Maps zeigte uns einen Weg. Nur leider endete dieser Weg in einer steilen, steinigen Sackgasse, die uns kurz den Atem stocken ließ. Dank unseres robusten, alten VW T4 mit Offroad-Geist und etwas Adrenalin im Blut kamen wir wieder raus. Ein erstes Abenteuer, bevor es überhaupt richtig losging.
Dann begann die eigentliche Wanderung: Höhenmeter um Höhenmeter ging es steil bergab in eine tiefe Schlucht. Der Schweiß lief in Strömen, unsere Beine wurden schwer, und noch immer – kein Wasserfall in Sicht. Stattdessen ein Aussichtspunkt, der uns kurz den Atem raubte – vor Anstrengung, aber auch vor Staunen. Doch der Weg war noch nicht zu Ende. Also nochmal runter, noch tiefer in die Schlucht. Und dann, plötzlich, öffnete sich der Wald – und da war er. Der Wasserfall. Gewaltig. Friedlich. Schön, als hätte ihn jemand gemalt, nur dass keine Leinwand der Welt seine Kraft fassen könnte. Nebenarme glitzerten im Sonnenlicht, bunte Schmetterlinge tanzten in der Luft, als wollten sie uns willkommen heißen. Wir standen einfach nur da – sprachlos, überwältigt, glücklich. Die frische Gischt auf unserer Haut fühlte sich an wie ein Geschenk, das uns für all die Strapazen belohnte.
Natürlich machten wir viele Fotos – wirklich viele. Auch Unterwasser.
Wir wollten diesen Moment festhalten, für immer.
Der Rückweg hatte es in sich: Stufen, Steine, Hitze. Aber zum Glück hatte Daniela vorgesorgt – mit einem neuen Tragegestell für unseren alten, tapferen Beni. So konnten wir ihm helfen, wenn es zu steil wurde. Was für ein Hund – still, treu, tapfer, und doch so dankbar für jedes Schattenplätzchen, jedes Leckerli.
Die letzten hundert Höhenmeter ging ich alleine zurück, um unseren Bus zu holen. Als ich wieder zu Daniela und Beni stieß, begegneten wir zwei völlig erledigten Griechen – Alexander und Georgos. Auch sie hatten sich an den Wasserfall gewagt und wirkten jetzt, ehrlich gesagt, ziemlich zerstört. Besonders Georgos, ein Mann meines Kalibers, hatte ordentlich mit sich selbst zu kämpfen.
Eine Flasche Wasser, ein kaltes Tuch, ein paar Lacher – und schon waren wir im Gespräch. Zwei Brüder, die ihren Samstag in der Natur verbringen wollten – und wie wir den Weg völlig unterschätzt hatten. Wir nahmen sie kurzerhand mit in unserem Bus zurück zu ihrem Auto.
Und weil unsere Bäuche mittlerweile lautstark protestierten, beschlossen wir gemeinsam essen zu gehen. In Thermo fanden wir eine wunderbare Taverne, wo wir uns unter Bäumen niederließen. Es wurde ruhig am Tisch, als Beefburger mit Pommes, griechischer Salat und natürlich Tzatziki aufgetragen wurden. Jeder Bissen war pure Erholung. Auch Beni genoss es – im Schatten liegend, mit wachen Augen und einem Stück Fleisch, das immer wieder „zufällig“ vom Tisch fiel.
Wir unterhielten uns lange. Alexander, Pneumologe. Georges, Polizist. Zwei Männer mit Herz und Geschichten, die wir sonst nie gehört hätten. Wir lachten, erzählten von der Schweiz, hörten von Griechenland. Und wie durch ein kleines Wunder verabredeten wir uns für eine Stadtführung in Patras – von zwei echten Einheimischen. Was für ein Geschenk.
Als wir uns spätabends endlich auf die Suche nach einem Schlafplatz machten, kam der nächste Nervenkitzel: Wassertank leer. Benzintank leer. Und in Griechenland bedeutet das: keine Dusche, keine Heizung, kein Weiterfahren. Die Tankstelle hatte geschlossen. Doch wie so oft auf dieser Reise: Wir hatten wieder Glück. Der Tankwart hatte uns auf der Überwachungskamera gesehen und kam einfach raus – nur um zwei ratlosen Schweizern zu helfen. In Griechenland darf man nämlich nicht selbst tanken.
Wasser? Auch dafür sorgte jemand – das örtliche Krankenhaus half uns weiter, mit offizieller Absegnung vom Chefarzt persönlich. Wir staunten nur noch.
Und so sitzen wir nun – frisch geduscht, vollgegessen, müde und überglücklich am See. Beni schnarcht, Daniela quetscht noch das letzte aus der Tube Perskindol, und ich schreibe diese Zeilen mit einem warmen Herzen.
Was für ein Tag. Was für ein Leben. Wir haben das große Glück, das alles erleben zu dürfen.
Meine Neugier auf Menschen bringt uns immer wieder in solche Begegnungen. Danielas Weitsicht und ihr Gespür bewahren uns vor Missgeschicken.
Und Griechenland? Es trägt uns. Freundlich, hilfsbereit, herzlich.
Danke, Griechenland. Unser Herz schlägt schon ein bisschen in deinem Takt.

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