Der Kanal von Corinth – Ein stilles Wunder und ein Hauch von Abschied
- Andri
- 5. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Es ist Zeit, weiterzuziehen.
Der Morgen beginnt mit aufräumen, packen, Müll entsorgen, Abwasser ablassen – die kleinen Rituale des Campinglebens. Und dann der Moment des Abschieds. Wir umarmen Bruno und Annelis, unsere lieben Reisebekannten, und werfen noch einen letzten Blick zurück auf den Campingplatz mit seinem traumhaften Strand, der uns in den letzten Tagen so viel Ruhe und Lebensfreude geschenkt hat. Das Meer glitzert im Morgenlicht, fast wie ein stilles Winken.
Unsere Reise führt uns weiter nordwärts. Etwa eineinhalb Stunden sind es bis zu unserem nächsten Ziel: dem berühmten Kanal von Korinth. Die Straße zieht sich über die Autobahn, vorbei an trockenen Feldern und Hügeln, dann biegen wir auf einen kleinen Offroad-Weg ab. Der Zugang ist unscheinbar, beinahe versteckt – und der Blick in den Kanal vom Boden aus ist schwieriger als gedacht. Es geht steil bergab, und Aussichtspunkte gibt es keine.
Also machen wir, was wir inzwischen so oft getan haben: Wir schicken unsere Drohne in die Luft. Und was sich dort zeigt, ist schlicht atemberaubend. Wie ein Schnitt in die Erde zieht sich der Kanal durch das Gestein – 6 Kilometer lang, schmal, hoch aufragende Felswände, präzise und fast unwirklich. Kein Schiff ist gerade unterwegs. Die Szenerie ist still. Majestätisch. Fast ehrfürchtig filmen und fotografieren wir dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst.
Doch die Schönheit hat auch ihre Schatten. Wir denken an die Geschichte des Kanals, daran, wie viele Menschen beim Bau ihr Leben lassen mussten. Die Zahlen, die Schicksale – sie schweben zwischen den Felswänden wie ein stilles Echo. Es ist einer dieser Momente, in denen die Freude am Entdecken mit einer tiefen Nachdenklichkeit durchzogen ist.
Nach einer kleinen Pippi-Pause mit Beni – der tapfer alles mitmacht – geht es weiter Richtung Norden. Und ich merke: Die Stimmung in mir kippt langsam. Die Heimreise rückt näher. Wir fahren wieder Richtung Patras, zurück, langsam raus aus dem Zauber. Auch die Hitze – heute bis zu 37 Grad – drückt auf meine Stimmung. Unser Bus hat keine Klimaanlage, aber immerhin sorgt der Fahrtwind für ein wenig Linderung. Es ist diese Mischung aus Erschöpfung, Wehmut und dem Gefühl, etwas Kostbares hinter sich lassen zu müssen.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichen wir unser Nachtlager: den Camping Akrata. Leider haben wir dieses Mal nicht reserviert – und der Platz ist brechend voll. Die Dame am Empfang schaut mich fragend an, aber schließlich finden wir doch noch einen kleinen Stellplatz. Direkt neben dem Sanitärhaus, wo den ganzen Nachmittag über reger Betrieb herrscht. Nicht ganz das, was wir uns erhofft hatten. Wir hoffen nun aber auf eine ruhige Nacht – und vor allem auf ein wenig kühlere Luft.
Für morgen, unsere letzte Nacht auf griechischem Boden, haben wir eine Entscheidung getroffen: Es geht nochmal hoch in die Berge weg von den Campingplätzen und nochmals rein in die Natur und die Schönheit Griechenlands. Eine Offroad-Strecke ist schnell gefunden, und ich freue mich jetzt schon auf den Weitblick, die kühle Abendluft und den Sonnenuntergang hoch über Patras.
Ein letzter, stiller Gruß an ein Land, das uns so verzaubert hat.
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