top of page

Heimfahrt aus Griechenland – zurück nach Chur

  • Autorenbild: Andri
    Andri
  • 8. Juni
  • 3 Min. Lesezeit
ree

Der letzte Morgen in Griechenland bricht an.


Viel zu früh öffnen sich meine Augen, als könnte ich den Abschied nicht mehr hinauszögern. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Also packe ich die Kamera, die Drohne – und natürlich unseren treuen Beni, der schon erwartungsvoll neben mir steht. Gemeinsam stapfen wir den Hügel hinauf, hoch zu den Windrädern. Oben erwartet uns ein Sonnenaufgang, still, golden und friedlich. Ein Moment, der sich tief einprägt – so schön, so klar, so schwer, weil er gleichzeitig den Beginn des Abschieds markiert.


Als wir zurückkehren, ist auch unsere „Siebenschläferin“ Daniela wach. Sie empfängt uns mit einem Lächeln, das ein Stück Schwere von meinen Schultern nimmt. Wir haben Zeit:

Die Fähre legt erst um 18:00 Uhr ab. Keine Hektik, kein Stress. Wir geniessen die frische Morgensonne mit einem Kaffee – einer dieser kleinen Momente, die so normal scheinen und gleichzeitig so kostbar sind.


Doch dann wird es plötzlich unruhig: Beni schlägt an. In der Ferne tauchen fünf Hirtenhunde auf, die Schafherde im Schlepptau. Daniela bringt Beni in Sicherheit in den Bus, während ich draussen weiter aufräume. Wenige Minuten später sind die Hunde bei uns. Friedlich, aufmerksam, aber immer mit Respekt. Auch der grosse Leithund versteht sofort: Wir sind keine Gefahr. Als die Herde vorbeizieht, bleibt nur dieses Gefühl zurück: Dankbarkeit, wieder einmal Teil eines so ursprünglichen, echten Bildes Griechenlands gewesen zu sein.


Dann geht es los. Wir rollen an, unsere Route hatten wir am Vorabend schon herausgesucht – diesmal etwas sanfter als das Offroad-Abenteuer vom Tag davor. Die Strasse führt entlang der Windräder, über Schotter, aber gut befahrbar. Daniela übernimmt voller Freude das Steuer, während ich mit der Drohne Aufnahmen mache, die diese letzten Kilometer festhalten. Beni ist erleichtert, dass es weniger rüttelt, und schaut entspannt aus dem Fenster. Nach zwei Stunden Fahrt und 1’600 Höhenmetern weniger liegt endlich wieder der Duft von Salz und Meer in der Luft.


Wir kehren noch einmal in das kleine Restaurant ein, in dem wir schon mit unseren griechischen Freunden gegessen hatten. Danach waschen wir den Bus, gönnen uns einen letzten Freddo Cappuccino – und spüren mit jedem Schluck, wie schwer der Abschied wird. In den Gesprächen liegt Wehmut, in unseren Blicken Dankbarkeit.


Das Einschiffen in Patras verläuft ruhig und routiniert. Als das Schiff sich in Bewegung setzt, schlägt der Moment mit voller Wucht zu: Unsere 60-tägige Reise ist zu Ende. Am Horizont versinkt die Sonne, Tränen laufen, wir halten uns fest. In der Nacht finden wir wenig Schlaf, zu laut sind die Maschinen, zu hart die Matratzen. Aber die Gedanken sind sowieso lauter als jedes Dröhnen.


Fast pünktlich um 09:00 Uhr erreichen wir Bari. Italien empfängt uns, und wir geben zum ersten Mal seit zwei Monaten wieder „Zuhause“ ins Navi ein. Der Bildschirm zeigt: Chur. Und plötzlich ist da nur noch diese Traurigkeit. Wir halten alle zwei Stunden, lassen Beni laufen, vertreten uns die Beine, gönnen uns Paninis an den Raststätten – kleine Pausen, kleine Aufheller auf einem langen, schweren Tag.


Wir sprechen viel über Zuhause, über das, was kommt, über Beni und seine Hinterläufe. Es zerreisst uns, dass wir die Reise so früh abbrechen müssen. Aber für ihn wäre es nur noch Qual gewesen. Und so bleibt uns keine Wahl. Kurz vor Mailand machen wir eine letzte grosse Pause, dann entscheiden wir: Wir fahren durch.


Spät in der Nacht rollen wir in Chur ein. Müde, leer, dankbar. Griechenland hat uns verändert. Diese zwei Monate, dieses Land, die Menschen, die Bilder und Gerüche – all das wird für immer in unseren Herzen bleiben. Und vor allem die unzähligen Momente mit unserem lieben Beni. Er war der Held, der Begleiter, der Mittelpunkt dieser Reise. Ohne ihn wäre es nicht dasselbe gewesen.

Diese Reise geht zu Ende, aber sie lebt weiter in uns. In Erinnerungen, die so kostbar sind, dass kein Abschied sie je auslöschen kann.





Kommentare


bottom of page